Bei der “Munich City Nights Serie” handelt es sich um sogenannte
Raubsampler. Sprich, die Tonträger sind nie offiziell erschienen
beziehungsweise gab es sie nicht im Handel zu kaufen. Aber genau das
macht die Geschichte hinter der Samplerreihe so interessant – fast jeder
DJ, der in der Rockszene was auf sich hält, hat die begehrten Scheiben
in den letzten Jahren in sein Repertoire mit aufgenommen.
Die Geschichte der Munich City Nights beginnt im Jahre 1984: Es war die
Zeit, an dem langsam aber sicher Audio CDs die nicht nur bei DJs so
geliebten Platten ablösten. Vorbei das lästige schleppen von
Plattenkisten, aber auch vorbei der Kult und das Gefühl, Musik noch
lebendig zu präsentieren. Zum einen Segen, da natürlich die Mobilität
eines DJs erhöht wurde, zum anderen der berühmte Graus, weil eine
lebende Legende langsam aber sicher Ihren Hut nehmen musste. Es war aber
auch endlich die Gelegenheit, Musikträger in gleichbleibend guter
Tonqualität herzustellen – und hier beginnt die Geschichte einer kleinen
neuen Legende: Die Samplerreihe “Munich City Nights” wurde geboren.
Die Geschichte beginnt
Wir schreiben die Geschichte von Markus und seinem Spetzl. Beide
arbeiteten im Münchner Lokal “Round up” in der Leopoldstraße 23. Marcus
als Kellner, sein Freund als DJ. Dieser hatte als Discjockey zugriff auf
eine größere Plattensammlung und so wurde irgendwann im Jahre 1984 die
Idee geboren, doch endlich einen ordentlichen DJ-Sampler auf CD
herzustellen. Aber wie das ganze bewerkstelligen? Die Technik war damals
sehr aufwändig und teuer – irgendwie schafften es die beiden jedoch
ende 1984 alles an Technik bereitstellen zu können und Ihren ersten
eigenen Sampler zu präsentieren.
Weihnachten 1984 ging es los
Es entstand zu Weihnachten die 1. CD die an Freunde verschenkt wurde –
im Münchner Nachtleben und als Werbung gedacht für den Plan eine Serie
herzustellen. Darum ging die Serie auch erst mit CD 2 los und nicht mit
CD 1. Das Hauptaugenmerk der Sampler lag darauf zum einen nicht oft zu
hörende Künstler mit aufzunehmen, zum anderen die Münchner Musikszene zu
berücksichtigen.
Start, Cover und Vertrieb
Mitte 1985 waren nun die ersten 3 CDs fertig, sprich es gab Volume 1-4.
Alles war sehr zeitaufwändig, jeder Titel musste von Platte auf Tonband
aufgenommen werden und dann im “Presswerk”, ein Kellerabteil im
Lindenring in Taufkirchen bei München, verarbeitet werden.
Das bzw. die farblich unterschiedlichen Cover hat ein gewisser Angelo, ein Offsetdrucker, in seinen Pausen hergestellt.
Natürlich mussten die nun hergestellten “Szenenscheiben” im Minizuber
auch über verschiedene Kanäle vertrieben werden. Dies geschah über die
im Münchner Raum bekannten Musikfachmänner wie Beispielsweise “Wolfi”
vom Sugar, “Mike” vom Wom, “Stevie” vom Saturn, “Rocky” vom Neckermann
und über einige DJs im Raum in und um München.
Wer damals an die heiß begehrten Scheiben kommen wollte, musste sich
auch ein wenig aus dem Fenster lehnen und pro CD 40.- DM löhnen – 5.- DM
davon gingen stets an den Verteiber
Es geht weiter – Volume 5-8
Pünktlich zu Weihnachten 1985 waren dann die nächsten 4 CDs fertig und
wurden nun in einen größeren Schuber als Gesamtpaket oder in einen
weiteren 4 er Schuber zur Erweiterung der Sammlung verpackt . Dieser
erste 8 er Schuber war so beliebt das er zum einen weit über die Grenzen
Münchens hinaus Verbreitung fand, zum anderen von zwei anderen
entstandenen Presswerken wiederum kopiert wurden – eines davon in
München Pasing (diese haben zwar die Farben verändert, aber die Cover
wenigstens farbig gedruckt) und eines in Augsburg (die lediglich die
Cover schwarz-weiss kopiert hatten gestohlen wurden). Diese Augsburger
Kopie war aber so schlecht das sie kaum verkauft wurde, die Pasinger
Kopien hatten die bessere Technik und waren somit kaum von den
“Originalen” zu unterscheiden.
Weitere CDs und der Bruch
Im Laufe der Zeit gingen den Produzenten wahrlich die auf die Fahne
geschriebenen zu präsentierenden Raritäten aus und es wurde nun auch
“Mainstream” auf die begehrten CDs gebrannt – so brachten sie es bis zur
Munich City Nights Volume 56 – dann kam die Zwangspause.
Diese Zwangspause war der Tatsache geschuldet das Marcus C. (einer der
Produzenten der MCN) zu 3,5 Jahren Gefängnis wegen der Herstellung und
dem Vertrieb illegaler Tonträger (vermutlicher, nichtübermittelter
Strafgrund) verurteilt wurde. Auch dessen Freund geriet nun in das
Fadenkreuz der Justiz und durfte als vermeintlicher Vertreiber der MCN
ein paar Wochen Erzwingungshaft in der Münchner Justizvollzugsanstalt
Stadelheim genießen – Ihm konnte aber, nicht nur dank des Schweigens von
Marcus C., nachhaltig nichts zur Last gelegt werden.
Nach Marcus C. verbüßter Haftstrafe konnte natürlich nicht sofort wieder
weiter “gebrannt” oder “gepresst” werden: Zum einen war die gesamte
Technik beschlagnahmt, zum anderen hatte die Staatsmacht ein Auge auf
ihn geworfen.
Das Label
Das erste Label war frei erfunden, auf der ersten CD war das Label
“Lions Records Munich” – da beide “Produzenten” Fans des TSV 1860 waren.
Von dem Label wurde sich aber getrennt, um es internationaler klingen
zu lassen.
Nur Volume 1-4 war im ursprünglichen Original von “Lions Records
Munich”, das neue Label kam erst danach zum Einsatz. Das war dann der
erste 8 er Schuber mit dem neuen Label und die Erweiterung der ersten
Sammlung Volume 5-8.
So kann jeder stolzer Beitzer der MCN selbst prüfen welche Version er
sein eigen nennt: Sind die Cover gedruckt auf festerem Papier waren sie
“Originale”, die Pasinger haben es auf dünnerem Papier gedruckt. Es gab
übrigens nie eine “Best of” oder eine “Neon Edition” – oft kopiert, nie
erreicht!
Wie nun 1990 die Canadier es kopieren konnten weiß ich nicht, es wurde ja nie publik gemacht wer sie hergestellt hatte, somit sollten wir uns tatsächlich mal an die wenden wegen Tantiemen. Wie sollen wohl Canadier an Aufnahmen aus der Studioaufnahme einer Münchner Band gekommen sein wenn nicht durch kopieren? Beim genauen Betrachten erkennt man, das Lied war knapp 1 Jahr vor offiziellem Erscheinen bereits auf den MCNs - Familienbande sag ich da nur. Jetzt bin ich gespannt wer weiß warum das Album erst knapp 1 Jahr nach der Aufnahme erschienen ist, das muss dann ein absoluter Insider sein.
Copyright: Beiträge aus dem Forum “www.best-of-80s.de” Quelle SIEHE AUCH HIER
Wurde von mir neu überarbeitet und mit "Original Covers" ??? neu hoch geladen.
Die Angaben wurden von Disgocs https://www.discogs.com/de/label/1303089-Munich-City-Nights
übernommen (keine Garantie für die Richtigkeit). Sowie die Cover in leider schlechter Qualität,
aber meine waren auch in schlechter Qualität da ich in Mitte der 90er Jahre nur mehr Kopien
gekauft habe.
Und weitere Angaben und Sortierung von den angeblichen "Weisen" und auch nach Discogs.
Ich nehme die Angaben als gegeben hin. ©2024 MusikFreak